Zu Beginn des Somexcloud-Lehrgangs habe ich hier in einem Blogpost über das soziale Netzwerk Google+ gelästert, bzw. über dessen Alleinstellungmerkmal gerätselt und um Erleuchtung gebeten. Nun 10 Wochen, etliche Kommentare auf meinen Blogpost und ein Modul später, korrigiere ich einige meiner Vorwürfe und habe meine Meinung in weiten Teilen geändert. Mehr noch: Ich beginne mich allmählich zu einer begeisterten Anhängerin zu entwickeln. Morgens logge ich in einem Zug in alle 3 Netzwerke ein, was ein Zeichen dafür ist dass sich Google + gegenüber Facebook und Twitter als ein gleichwertiges Netzwerk emanzipiert hat. Und ich erwische mich mittlerweile dabei, wie ich mehrmals täglich auch meine Startseite aktualisiere.
Was mich zu meinem Sinneswandel bewogen hat? Nach einer beruflich bedingten vertieften Auseinandersetzung und einigen Inputs von Reto Stuber gibt es einige Punkte, die mir Google+ nicht nur sympathisch gemacht, sondern mir auch eine neue Art von „Social Media“-Erfahrung offenbart haben:
– Themen: Ganz klar besticht der thematische Ansatz. Einerseits durch die Ansprache eines gezielten Zielpublikums, die ich in meinen „Circles“ sortiert habe. Andererseits kann ich in der Suchfunktion bei einem Thema nach Profilen und Seiten suchen, sowie auch nach Postings und anderen relevante Websiten „aus dem Web“, die Google indexiert hat. Dadurch erhalte ich zu einem konkreten Stichwort einen Überblick, wer sich dazu engagiert, was darüber geredet wird und welche weitere interessante Quellen im Netz zu finden sind. Das Stöbern durch die Treffer hat Unterhaltungswert. Diese Kombination aus klassischen Suchmaschineresultaten und gut sozial vernetzen Multiplikatoren, die passende Inhalte empfehlen, hebt die ganze Vernetzung auf ein neues, qualitativ höheres Niveau als bei Facebook und Twitter.
– Interaktionen: Auch trifft man mittlerweile nicht mehr nur Social Media- Geeks der ersten Stunde, die sich über neue SEO-Massnahmen ereifern und stolpert weniger über „tote Profile“, deren Nutzer sich dem Hype vor einem Jahr beugten und widerwillig ein Profil erstellten. Allmählich trennt sich die Spreu vom Weizen und ich stosse immer mehr auf aktive Nutzer, die länger als 2 Minuten auf Google+ verweilen. Ausserdem erlebte ich bereits einige interessante Dialoge mit neuen (mir noch unbekannten) Kontakten, die im Rahmen von 140 Zeichen gar nicht möglich gewesen wären.
– Suchmaschine: Die prophezeiten positiven Effekte auf das Google-Ranking habe ich durch viele Selbstversuche erlebt: Auf der ersten Seite der Suchtreffer wird die Integration des Netzwerks in die Suchmaschine immer relevanter. Und die Bedeutung als übergreifender integrativer Klebstoff für alle Google-Dienste (Mail, Maps, Docs) nimmt zu.
– Vollständigkeit: Es gibt, im Gegensatz zu Facebook, keinen –entschuldigt- verdammten Edge Rank, der mir meinen Newsstream vorfiltert und entscheidet, was mich interessieren könnte. Ich sehe alle Beiträge meiner Kreiskontakte und kann dann selber entscheiden, wen ich bei „Übermüllung“ wieder aussortiere.
– Ästhetische Finessen: Visuell und technisch ist das Netzwerk top. Die Beiträge können nach Veröffentlichung wieder bearbeitet werden, Bilder und speziell Fotos wirken in einem Post besonders gross und eindrucksvoll.
Nach dem Loblied nun aber auch ein gewichtiger Kritikpunkt: Oftmals wird in der Blogosphäre davon geschwärmt, Google+ werde im Gegensatz zu Facebook DAS B2B-Netzwerk und unverzichtbar für jedes Unternehmen. Nun: Sollte das wirklich das Ziel sein, macht es uns Google aber nicht gerade leicht: Eine aktive Vernetzung „als“ Unternehmensseite ist nicht möglich. Die Kreise können erst gefüllt werden, nachdem jemand anderes meine Unternehmensseite zu seinen Kontakten hinzugefügt hat. Klar könnte man den share und +1-Button in die eigene Website einbauen, um seine Positionierung bei der Suchmaschine zu optimieren. Aber mit einer Google+-Seite fühlt man (noch) sich irgendwie auf einer Party mit Redeverbot. Und dementsprechend alleine. Obwohl rundherum Plauderstimmung herrscht.
Welche Tipps kann ich dem einen oder anderen Google+-Muffel (den ich bis vor Kurzem selber war) unter euch mitgeben, um dieses neuartige und begeisternde „Google+-Erlebnis“ mit mir zu teilen?
Klar ist: Passives Abwarten auf das grosse “Wow”-Feeling bringt nichts. Bringt euch aktiv in die Dialoge einbringen, kommentiert und teilt Links, die ihr mögt. Die Resonanz und das Echo auf eure Interaktionen werden in Zukunft bestimmt zuzunehmen. Nicht zuletzt wegen der erstarkten Gegenbewegung vieler Google+-User auf die unsäglichen Unkenrufe digitaler Opinion Leaders, die die in Blogs und Foren Google+ bereits für tot erklärt haben
…bin ganz deiner Meinung: „…allmählich trennt sich die Spreu vom Weizen…“! Toller Artikel und danke für’s verlinken ;-).
huch, du warst aber sehr schnell. das war meiner erster blogpost, den ich noch gar nicht gross beworben habe via google+ und twitter;-) dankeschön für dein feedback!
Wow Adrienne, sehr ausführlich, aber die „Eiphorie“ hab ich leider noch nicht. Ich brauchs zu wenig aktiv, aber das kann ja noch kommen. Freu mich auf die verschiedenen Diskussionen, die wir haben werden
Danke für Dein Kommentar! Bilde mich zu diesem Thema gleich weiter hier: http://www.digicomp.ch/c36daily
Bin nämlich gespannt, wie Google+ zum führenden B2B-Netzwerk (wie es sich auch nennt) werden möchte. Ist ja zurzeit nicht gerade einfach, wenn man eine Unternehmensseite anlegt. Auf weitere spannende Blog-Konversationen!
So, hoffe nach drei Anläufen endlich die richtigen Worte zu finden.
Was nützt einem Unternehmen, wenn es tausend Menschen einkreist, aber niemand nimmt sie in den Kreis auf? G+ funktioniert eben anders. Aktiv würde ich das umschreiben. Passive Firmen werden keine Zirkler finden, da es nicht interessant ist, jemanden zu beobachten der nichts macht. Klar gibt es Künstler, die genau von dem leben… aber eben, die meisten nicht. In der Regel ist es wie im normalen Leben. Bist du aktiv, bist du interessanter und deshalb nehmen dich die Leute in ihre Kreise auf.
Bei Firmen ist es genau dasselbe. Es wartet niemand der auf einen Klick mit einem Daumen. Das Produkt oder die Nachricht muss stimmen. Ein Unternehmen muss bereit sein, Zeit und auch Geld zu investieren.
Danke Matthias! Natürlich, Google möchte die Qualität mit dieser „Userhierarchie“ aufrechterhalten. Es ist nur derzeit etwas frustrierend, „tote“ Unternehmensseiten hinzuzufügen. Gibt leider kaum Interaktionen und wenn man als Unternehmensseite etwas postet, fühlt sich das wie ein Schrei in den Wald an;-( Dabei möchte man ja gerne gehört werden und zwar von aktiven Individuen. Bis jetzt ist es so, das ich etwas als Seite (Infocube.ch) veröffentliche und dann via meinem persönlichen Profil teile. Nur so kann ich Reaktionen auf unsere Inhalte erzielen.